Graffiti gelten als Kunst mit einem eigenen stilistischen Kanon, einer ausdifferenzierten Gruppenästhetik, Stars und konkurrierenden Nacheiferern. Walter H. Krämer hat die wundersamen und manchmal rätselhaften Gemälde im öffentlichen Raum der Metropole Frankfurt fotografiert und kommentiert. Nicht alle Graffiti oder Murals sind noch zu finden – denn das Sprühen auf Häuserwände, Betonmauern und Zäune ist eine kurzlebige Kunst. Hier ist die zweite Sammlung.
He’s
got the blues
Gesehen und fotografiert innerhalb der Wallanlage im Teilbereich der Friedberger Anlage, die sich zwischen den Straßen Friedberger Anlage und Seilerstraße erstreckt.

I’ve
got to leave, yeah
I’ve
got to find someplace to go
I’ve
got to leave, yeah
I’ve
got to find someplace to go

Because
the way things are happening here now
I don’t feel welcome you no more
Going to get up in the morning
Pack up my clothes and shoes
You might think I’m joking when I tell you I’m going
to Newport New
I got the blues
Oh, let me tell you I have the blues
I’m a guy you can’t rescue
Oh, let me tell you I have the blues
I tell all you working men
Go home a…
https:// www.youtube.com/watch?v=N-KluFB9A8M
Und er – Banksy – hat den Swing

Unter der Friedensbrücke – Stadtseite – gibt es ein wahres Eldorado der Jugendkultur: an den Wänden dürfen mit Erlaubnis Graffiti angebracht / gesprüht werden und es gibt Vorrichtungen für Skater. Und – auch das ist eine Seite der Stadt – Obdachlose legen sich hier des Öfteren zum Schlafen nieder.
Frankfurt eine Stadt der Widersprüche und Gegensätze. Es lohnt sich also allemal seinen Weg unter dieser Brücke hindurch zu bahnen und sich immer wieder überraschen zu lassen. Immer wieder neue Einblicke in das Treiben der Stadtmenschen zu erhaschen.
Zwei – wie ich finde – besonders schöne Graffiti sind dort seit Mitte Februar 2021 zu bewundern – wie lange noch, weiß ich nicht zu sagen.



Riesengroß und farbig in Großbuchstaben an die Mauer – Mainufer, Frankfurter Seite, unterhalb des Hotels Intercontinental – gesprüht, fallen sie mir direkt ins Auge: die Buchstaben B-A-B-Y und wer dabei gleich und nur an ein Kleinkind denkt, der vergisst, dass ein Wort viele Bedeutungen haben kann.

Natürlich
ist es auch die Bezeichnung für ein Kind, das sich noch im ersten
Lebensjahr befindet. Aber es gilt auch im übertragenen Sinne für ein
Kind im Allgemeinen und es ist die liebevolle Bezeichnung für eine
Partnerin oder einen Partner. Bezeichnen Männer ein sehr hübsches und
junges Mädchen als BABY – so geht
das nicht selten mit einem sexistischen und chauvinistischen Unterton
einher. Abfällig ist BABY auch die
Bezeichnung für einen Menschen mit wenig Mut. Und – damit sollen es
denn der Bedeutungen genug sein – es taugt auch einigen Menschen als
liebevolle Bezeichnung für selbstgeschaffene Gegenstände, Hobbys oder
Besitz, zu denen sie eine besondere Beziehung haben.
Glaubt man einer Studie der Harvard Universität, so lieben es besonders
Frauen, wenn ihr Partner sie mit dem Kosenamen BABY anspricht. Wie die Wissenschaftler
herausgefunden haben wollen, schüttet das Gehirn dann vermehrt das
Glücks- und Bindungshormon Oxytocin aus und so ist es denn auch kein
Wunder, dass die Probandinnen der Harvard Studie es liebten, wenn sie
mit dem Kosenamen BABY bedacht
wurden.
Im Übrigen gibt es unzählige Songs, in denen genau dieser
Kosename vorkommt.
Als Beispiele seien hier genannt: Usher – There goes my Baby / Mariah
Carey – Always be my Baby / Whitney Houston – I’m your Baby to Night /
The Ronettes – Be my Baby /
https://www.myweddingsongs.com/weddingblog/baby-songs-in-the- title/
Fragen wir uns kurz, was wir mit einem Baby verbinden, so fällt
die Antwort meist so aus: Es ist süß, unschuldig und wir haben in der
Regel das natürliche Bedürfnis, es zu beschützen. Nennt ein Mann eine
Frau mit Kosenamen „BABY“, sind die Chancen hoch, dass er ebendiese
Gefühle für sie hegt.
Möglicherweise schrillt bei der einen oder anderen Frau jetzt der
Chauvinismus-Alarm, doch dafür gibt es nicht unbedingt einen Grund. Denn
seien wir mal ehrlich: Die Welt ist hart, und auch starke, emanzipierte
und selbstbewusste Frauen wünschen sich manchmal jemanden, der ihnen
Halt gibt. Das ist bei uns Männern schließlich nicht anders. Auch wir
sehnen uns nach einer Partnerin, bei der wir ganz wir selbst sein und
uns fallenlassen können und mit der wir die meisten der entstehenden
Probleme meistern.
Es war der 8.Oktober 1987 als der Siegeszug von DIRTY DANCING begann und mit dem Satz
“Mein Baby gehört zu mir” ging Patrick Swayze in die
Filmeschichte ein und tanzte gemeinsam mit Jennifer Grey den letzten
Tanz der Saison. Noch heute, mehr als dreißig Jahre nachdem DIRTY DANCING erstmals in deutschen Kinos gezeigt
wurde, sorgt dieser Satz für Gänsehaut und/ oder Herzklopfen unter den
Zuschauer*innen.
Was immer die Sprayerin / den Sprayer veranlasst hat, genau dieses Wort
an die Mauer zu sprühen – es hat mich eintauchen lassen in
Wortbedeutungen und Assoziationen hervorgerufen. In diesem Sinne
verstehe ich Graffitis auch als Aufforderung zum Denken.
