Das Haus wird am 14. September 2021 für die Öffentlichkeit geöffnet. Anlässlich der Eröffnung wird vom 11. bis 14.9.2021 (täglich, ab Einsetzen der Dämmerung bis ca. 23 Uhr) auf der Fassade des neuen Museums die eigens für diesen Ort geschaffene Lichtprojektion ‚OBSIDIAN‘ von Robert Seidel zu sehen sein.
Rund zehn Jahre hat
das Team des Freien Deutschen Hochstifts an der Realisierung des
Deutschen Romantik-Museums gearbeitet. Am 14. September 2021 wird das
Deutsche Romantik-Museum seine Türen für das Publikum öffnen. Das
neue Museum präsentiert die Goethe-Galerie mit seinen zahlreichen
Gemälden sowie auf zwei Stockwerken in 35 Stationen einzigartige
Originale der Romantik mit innovativen Ausstellungsformen, die diese
Zeit als Schlüsselepoche erfahrbar machen. Es ist weltweit das erste
Museum, das sich der Epoche der deutschsprachigen Romantik als Ganzes
widmet. Im Dialog mit dem benachbarten Goethe-Haus sind Manuskripte,
Graphik, Gemälde und Gebrauchsgegenstände zu sehen. Das Deutsche
Romantik-Museum bietet eine multimediale – im romantischen Sinn
synästhetische – Umsetzung von Ideen, Werken und
Personenkonstellationen. Goethe selbst wird dabei in ein neues Licht
gerückt.
Grundlage für dieses Museum ist die einzigartige Sammlung zur Literatur
der deutschen Romantik, die in den vergangenen 100 Jahren vom Freien
Deutschen Hochstift, dem Träger des Frankfurter Goethe-Hauses,
zusammengetragen wurde. Im Hochstift finden sich die international
umfangreichsten und vielseitigsten Bestände zu den literarischen
Schlüsselfiguren der Epoche. Zu den wertvollen Schätzen zählen u. a. –
neben Handschriften von Clemens und Bettine Brentano, Novalis und den
Brüdern Schlegel – Joseph von Eichendorffs handschriftlicher Entwurf zu
einem der berühmtesten Gedichte der deutschen Romantik
‚Wünschelrute’‚ das Manuskript von Ludwig Tiecks Novelle ‚Des Lebens
Überfluss’ und Robert Schumanns eigenhändige Kompositionsentwürfe zu
seinen ‚Szenen aus Goethes Faust’. Dazu kommen so bekannte Gemälde wie
Caspar David Friedrichs ‚Der Abendstern’, Johann Heinrich Füsslis ‚Der
Nachtmahr‘, Bilder von Carl Gustav Carus, Graphiken von Philipp Otto
Runge u. v. m.
Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken, Direktorin des Freien Deutschen
Hochstift hebt hervor: „Bei allen Unwägbarkeiten, die so ein großes
Vorhaben mit sich bringt, war es ein großes Glück, an der Realisierung
des Deutschen Romantik-Museums arbeiten zu dürfen. Es ist das Werk von
zahlreichen Menschen, die auf sehr unterschiedliche Weise gemeinsam an
diesem Projekt gearbeitet haben. Mein Dank gilt allen Beteiligten, die
uns auf dem Weg von der ersten Idee bis zur Eröffnung begleitet haben.
Wir freuen uns, nun endlich nach zehn Jahren intensiver Arbeit das
Museum der Öffentlichkeit übergeben zu dürfen.“
„Dass das Freies Deutsche Hochstift tatsächlich das Deutsch
Romantik-Museum in dieser Form errichten konnte, hat entscheidend mit
dem bürgerschaftlichen Engagement unserer zahlreichen
Unterstützerinnen und Unterstützer zu tun. Wir sind außerordentlich
dankbar für die uns zuteil gewordenen Spenden und Förderungen. Dass
dieses durchaus kühne Vorhaben glücken konnte, ist aber auch auf die
Entschlossenheit von Frau Professor Bohnenkamp-Renken und Ihrem Team
zurückzuführen, die unbeirrbar an der Realisierung ihrer Vision dieses
Museums festgehalten hat“, betont Carl-L. von Boehm-Bezing,
Vorsitzender des Verwaltungsausschusses des Freien Deutschen
Hochstift.
Das weltweit erste Museum, das sich der Epoche der deutschsprachigen Romantik als Ganzes widmet
Das
Deutsche Romantik-Museum, dessen drei neue Fassaden mit der Fassade des
historischen Goethe- Hauses eine Einheit bilden, wurde von MÄCKLER
ARCHITEKTEN auf dem
architektonischen Fußabdruck von Michael A. Landes errichtet. Der
Museumsbau umfasst auf drei Stockwerken eine Ausstellungsfläche von
insgesamt rund 1.200 Quadratmetern sowie weitere 400 Quadratmeter für
Wechselausstellungen.
Ca. 100 Quadratmeter stehen für die Räume der Vermittlungsarbeit zur
Verfügung. Hinzu kommen ein großzügiger Eingangsbereich mit Kasse,
Funktionsräumen und Museumsladen. Das Foyer ist zugleich der
Eingangsbereich für das benachbarte Goethe-Haus. Bauherrin des Museums
ist die städtische Wohnungsbaugesellschaft ABG FRANKFURT HOLDING.
„Wir sind sehr stolz, dass durch die enge Zusammenarbeit zwischen
Architekten, dem zukünftigen Nutzer und uns als Bauherrn ein besonderes
Werk gelungen ist.“, sagt Frank Junker, Vorsitzender der ABG FRANKFURT HOLDING. Wir sind sicher, dass das Deutsche
Romantik zu einem besonderen Ort der Kulturgeschichte mit Strahlkraft
weit über die Stadt Frankfurt und die Region Rhein-Main hinaus sein
wird.“
Der Wettbewerb für die Goethehöfe mit dem Deutschen Romantik-Museum in
Frankfurt am Main wurde im Herbst 2014 entschieden. Der Spatenstich
fand am 13. Juni 2016 statt. Das Richtfest erfolgte am 11. September
2017.
Bau und Architektur
Das
Ausstellungskonzept wurde entwickelt von einem Kuratorenteam des Freien
Deutschen Hochstifts (Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken, Dr. Mareike
Hennig, Dr. Konrad Heumann, Prof. Dr. Wolfgang Bunzel, Dr. Joachim Seng)
und der Musikwissenschaftlerin Dr. Ulrike Kienzle in enger
Zusammenarbeit mit Petra Eichler und Susanne Kessler (Sounds of
Silence), die für die künstlerische Leitung der Romantik-
Dauerausstellung verantwortlich zeichnen. Die Gestalterinnen von Sounds
of Silence haben in der Romantik-Ausstellung einen intensiven
atmosphärischen Raum geschaffen. Ihre Inszenierung ist ein Angebot an
die Besucherinnen und Besucher in die Geschichte der ausgestellten
Objekte einzutauchen und nach deren Bedeutung für die Gegenwart zu
fragen. Mit Liebe zum Detail ist jede Station künstlerisch individuell
gestaltet, an deren Umsetzung unterschiedliche Künstler und
Künstlerinnen mitgewirkt haben. Das Herzstück der museographischen
Inszenierung sind die eigens für das Deutsche Romantik-Museum
entwickelten Exponatmöbel, die das Ausstellen der kostbaren Originale
ermöglichen.
In enger Zusammenarbeit mit dem Frankfurter Designstudio MESO Digital Interiors entstanden
zahlreiche interaktive Medienexponate, die zur Begegnung mit den
Originalen auf der virtuellen Vermittlungsebenen einladen – von
komplexen datengetriebenen Visualisierungen und poetischen
Lichtinstallationen bis hin zu klassischen Hör- und Videostationen.
Dank des interdisziplinären Teams konnten Konzeption, Gestaltung, Soft-
und Hardwareentwicklung sowie Exponatbau und Inbetriebnahme aus einer
Hand zusammengeführt werden.
Das Lichtkonzept des Ausstellungshauses wurde von den Lichtgestaltern
atelier deLuxe kreiert und umgesetzt. Neben der Lichtgestaltung der
Räume der Dauerausstellung war ein wichtiger Schwerpunkt ihrer Arbeit,
die empfindlichen Manuskripte des Museums kunstvoll mit der
geringstmöglichen Helligkeit zu beleuchten (35 bis 50 Lux) und diese
doch für die Besucherinnen und Besucher als leuchtende und gut lesbare
Exponate erscheinen zu lassen. Dies gelang mit einer Sonderentwicklung,
bei der Miniaturleuchten in den Vitrinen unsichtbar für den
Betrachtenden angebracht wurden.
Die Tonspur des Museums entstand in Kooperation mit dem Radiosender
hr2-kultur. Schauspielerinnen und Schauspiel wie Ulrich Noethen,
Mechthild Großmann, Michael Quast, Constanze Becker oder Christoph
Pütthoff wirkten daran mit. Ihre Stimmen sind als „Raumton“,
„Klangdusche“ oder über Kopfhörer im Museum zu hören – mit Briefen,
Gedichten, naturwissenschaftlichen Forschungen, Märchen und
persönlichen Zeugnissen aus der deutschen Romantik. Neben den
Sprachaufnahmen und dem Sounddesign entstanden im Hessischen Rundfunk
auch die Aufnahmen für den fast vierstündigen neuen Mediaguide durch
den gesamten Ausstellungskomplex.
Ausstellungskonzeption
Ermöglicht
wurde das neue Museum durch die Unterstützung aus öffentlicher wie
auch privater Hand. Land und Bund beteiligen sich mit jeweils 4 Mio.
Euro. Die Stadt Frankfurt stellt das Grundstück bereit und übernimmt
darüber hinaus 1,8 Mio. Euro. Eingeworben wurden vom Freien Deutschen
Hochstift rund 9 Mio. Euro von über 1.500 Einzelspendern.
Stellvertretend für die vielen Förderinnen und Förderer seien an
dieser Stelle genannt: Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur
und Medien, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Stadt
Frankfurt am Main, Ernst Max von Grunelius-Stiftung, Deutsche Bank,
Karsten Greve, Stiftung Polytechnische Gesellschaft, Kulturfonds
Frankfurt RheinMain, Andrea und Carl-L. von Boehm-Bezing, Dirk Ippen,
Wüstenrot Stiftung, Art Mentor Foundation Lucerne, Dr. Christoph Graf
Douglas und Bergit Gräfin Douglas, Friedrich von Metzler u.v.a.
Der Bau wurde im ursprünglich vorgesehenen Kostenrahmen von 12 Mio.
Euro erstellt. Für den Ausbau und die Realisierung der neuen
Dauerausstellung wurden rund 6,5 Mio. verwendet.
Projektfinanzierung
„Wir suchen überall das Unbedingte und finden immer nur Dinge.“
Dieses Fragment des Dichters Friedrich von Hardenberg (Novalis)
markiert das Selbstverständnis der Romantiker als Suchende und lässt
erkennen, dass das Erstrebte nicht einfach zu erreichen ist. Ähnlich
verhält es sich mit der Romantik selbst. Sie entzieht sich einer klaren
Festlegung.
Die Dauerausstellung erstreckt sich über zwei Stockwerke und stellt in
35 Stationen eine Schlüsselepoche der deutschen Kulturgeschichte vor.
Die Anordnung orientiert sich an der historischen Chronologie, gibt aber
keine zwingende Reihenfolge für den Besuch vor. Im Mittelpunkt jeder
Station stehen ausgewählte Stücke aus den Sammlungen des Freien
Deutschen Hochstifts. Aus konservatorischen Gründen befinden sie sich
jeweils in einer Art geschlossenem Schreibpult. So sind die
empfindlichen Originale nur während der Zeit, in der diese geöffnet
werden, dem Licht ausgesetzt. Rund um diese Vitrinen erfahren die
Besucherinnen und Besucher jeweils mehr über die zentralen Exponate. An
der Gestaltung verschiedener Stationen haben unterschiedliche Künstler
und Künstlerinnen mitgewirkt. Die Geschichten, die in den Stationen
erzählt werden, berühren und ergänzen einander: Sie zeigen, was
Romantik alles sein kann: eine Epoche der Kulturgeschichte, ein
ästhetisches Programm, eine Geisteshaltung oder einfach nur ein
Gefühl.
Die lange Epoche der Romantik erstreckt sich bis weit in das 19. Jahrhundert. Die Jahre der Besetzung durch Napoleons Truppen und die damit einhergehende Verordnung fremden Rechts beförderten in den deutschsprachigen Ländern die Rückwendung zur eigenen Geschichte und zum Mittelalter. In ganz Europa verstärkte sich der Wunsch nach unabhängigen Nationalstaaten. Die Hoffnung vieler Intellektueller, dass sich nach den sogenannten ‚Freiheitskriegen‘ (1813 – 1815) nun auch die politischen Verhältnisse weiter mitgestalten lassen würden, erfüllte sich jedoch nicht. Die Regierungen verschärften die Zensur. Viele Vertreter der Romantik begannen die Zielsetzungen ihres Schreibens zu ändern. In dieser Zeit entstanden unter Beteiligung Madame de Staëls die ersten Übersetzungen romantischer Kunstprogramme, wodurch diese auch außerhalb des deutschen Sprachraums diskutiert wurden. In vielen europäischen Ländern stießen die neuen Ideen auf verwandte Tendenzen, die von den englischen und französischen Wegbereitern der neuen Epoche ausgegangen waren. Zugleich erschienen im deutschsprachigen Raum die ersten größeren Werke Joseph von Eichendorffs. Die Erzählungen und Gedichte dieses Dichters prägen unsere Vorstellungen von romantischer Literatur bis heute. Für die internationale Rezeption der deutschen Romantik spielten dagegen vor allem die Werke Goethes, E.T.A. Hoffmanns und Heines eine wichtige Rolle.
Nach dem literarischen Beginn der Epoche nahmen zuerst die Maler und Malerinnen, dann auch die Komponisten und Komponistinnen Themen und Motive der Romantik auf und verliehen ihr eine bis heute anhaltende weltweite Popularität. Eine besondere Rolle spielte Bettine von Arnim: anknüpfend an frühromantische Fragmente von Novalis griff sie direkt ein in die politischen Debatten der 1840er Jahre. Die letzte Station der Ausstellung ist mit Robert Schumanns ‚Szenen aus Goethes Faust‘ einem Höhepunkt der musikalischen Goethe-Rezeption gewidmet. Sie bietet Einblicke in die Entstehung dieses Schlüsselwerks der deutschen Romantik.
Die neue Dauerausstellung
Johann Wolfgang Goethe wurde 1749 am Großen Hirschgraben in Frankfurt geboren. Er gilt in Deutschland vor allem als Vertreter des Sturm und Drang und der Klassik, im europäischen Ausland dagegen als wichtigster deutschsprachiger Dichter der Romantik. Von Kindheit an war dem Dichter auch die bildende Kunst wesentlicher Bestandteil seines Lebens, und auch hier war sein Horizont weit: Das „sonnenhafte“ Auge, das Sehen und Anschauen waren für Goethe grundlegende Kategorien der Welterfassung, Farbe und Licht Gegenstand seiner naturwissenschaftlichen Forschungen. Er war Zeichner und Kunstsammler, beschäftigte sich – nicht zuletzt als Italienreisender – mit der Antike, der Renaissance und dem Klassizismus und versuchte mit den „Weimarer Kunstfreunden“ Einfluss auf die zeitgenössische Kunst zu nehmen.
Seit seiner Gründung 1859 sammelt das Freie Deutsche Hochstift Kunst. Die Gemäldesammlung wurde mit spezifischem Bezug zu Goethe und seiner Zeit aufgebaut und konzentriert sich daher auf den Zeitraum zwischen der Mitte des 18. und des 19. Jahrhunderts. Im Deutschen Romantik-Museum bildet die Goethe- Galerie den Übergang zwischen Goethes Geburtshaus und der Romantik-Ausstellung. Sie schlägt den Bogen von Werken des 18. Jahrhunderts aus dem Frankfurter Umkreis, wie Goethe sie im Elternhaus kennenlernte, bis in das 19. Jahrhundert. Sie versammelt u.a. Gemälde des exzentrischen Schweizers Johann Heinrich Füssli, Porträts von Anton Graff, der dem Zeitalter ein neues Gesicht gab, Italienansichten Johann Philipp Hackerts und Bildnisse Angelica Kauffmanns. Werke Caspar David Friedrichs, Carl Gustav Carus’, Carl Blechens oder Johann Christian Clausen Dahls, Malern der Romantik, mit denen sich Goethe intensiv auseinandersetzte, sind im Gemäldekabinett der Romantik-Ausstellung im 3. Stockwerk zu sehen.
Die Sammlung präsentiert damit nicht allein Goethes eigene Vorlieben und Kenntnisse von der Kunst seiner Zeit, nicht nur Porträts des Dichters und seines Umfeldes und Gemälde, die sich mit seinem Werk auseinandersetzen. Vielmehr schenkt sie einen konzentrierten Einblick in 100 Jahre Kunstgeschichte und zeigt die Kontinuitäten und Brüche, die die Künste an der Epochenschwelle um 1800 und somit am Beginn der Moderne charakterisieren.
Die Goethe-Galerie
11.
bis 14.9.2021, täglich ab Dämmerung – ca. 23 Uhr
Lichtprojektion von Robert Seidel auf der Fassade des Deutschen
Romantik-Museums
Robert Seidel wird anlässlich der Eröffnung des Deutschen
Romantik-Museum die Fassade des neuen Ausstellungshauses inszenieren.
Dabei lässt er sich von der Sammlung des Freien Deutschen Hochstifts
inspirieren. In seiner Projektion will er Schaffensprozesse
fragmentarisch sichtbar werden lassen. Schaffensprozesse sind komplex
verästelt, in ihnen verspannen sich Anspruch und Realisierung mit
ungewissem Ausgang. Die Projektion von Robert Seidel versammelt die
Fragmente eines solchen nichtlinearen Prozesses und bildet ihn auf der
Fassade des neuen Deutschen Romantik-Museums ab. Inspiriert von den
umfassenden Archiven des Freien Deutschen Hochstifts, dem Trägerverein
des Museums und des Frankfurter Goethe-Hauses, und den in den
vergangenen hundert Jahren zusammengetragenen Handschriften,
Manuskripten und Zeichnungen wird in Seidels Arbeit ‚Obsidian‘ der
schweifende Blick des Künstlers als Entdecker eingefangen, der aus
einer überbordenden Fülle von Quellen etwas Ungesehenes schafft.
Unterstützt von artifiziellem Nebel und einem eigens komponierten
Soundtrack von Markus Popp (Oval) und der Altistin Stine Marie Fischer
wird ‚Obsidian‘ ein kristallines Assoziationsnetz entfalten, welche das
Erhabene und Ungreifbare in die urbane Sinneswelt zurückholt.
Robert Seidel arbeitet an der Grenzerweiterung von abstrahierter
Schönheit durch visuelle, technologische und wissenschaftliche
Ansätze. Seine Projektionen, Installationen und Experimentalfilme
wurden auf zahlreichen internationalen Festivals und in Museen wie dem
Palais des Beaux-Arts Lille, ZKM
Karlsruhe, Art Center Nabi Seoul, Young Projects Los Angeles sowie dem
MOCA Taipeh gezeigt und unter
anderem mit dem Ehrenpreis der KunstFilmBiennale und dem Visual Music
Award Frankfurt ausgezeichnet.
13.9.2021, 18 Uhr, Live-Stream auf
dem YouTube-Kanal des Freien Deutschen Hochstifts Festakt anlässlich
der Eröffnung des Deutschen Romantik-Museums
Literarische Eröffnung Dialog von Daniel Kehlmann
Musikalisches Programm mit Julian Prégardien (Bariton) und Christopher
Brandt (Gitarre)
Es sprechen: Prof. Monika Grütters, Staatsministerin bei der
Bundeskanzlerin und Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und
Medien, Angela Dorn, Ministerin für Wissenschaft und Kunst des Landes
Hessen, Dr. Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der
Stadt Frankfurt am Main,
Prof. Christoph Mäckler, Architekt, Carl.-L. von Boehm-Bezing,
Vorsitzender des Verwaltungsausschusses des Freien Deutschen Hochstifts,
Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken, Direktorin des Freien Deutschen
Hochstifts
15.9.2021, 19 Uhr
Was ist eine romantische Lebensführung? Und gibt es romantische Liebe?
– Eine Einführung in die Romantik
Dirk von Petersdorff / Anne Bohnenkamp
Die Romantik ist als Bewegung in der Literatur, der Malerei und Musik
bekannt. Aber ihr Anspruch geht darüber hinaus, denn sie will
lebensverändernd wirken. Die Grenze zwischen Kunst und Leben soll
durchlässig werden, und was zuerst in Fragmenten, Gedichten und Romanen
formuliert wird, soll die Einstellungen und Praxisformen konkreter
Menschen bestimmen. So gibt es eine romantische Liebe oder eine
romantische Politik, aber auch das Alltagshandeln soll
‘romantisiert’ werden, Bedeutung erhalten und in
Bewegung geraten.
Über diese und andere Fragen spricht Anne Bohnenkamp mit Dirk von
Petersdorff an diesem Abend. Dirk von Petersdorff lebt als
Literaturwissenschaftler und Lyriker in Jena, wo er an der
Friedrich-Schiller- Universität lehrt. Im vergangenen Jahr ist im
Verlag Vittorio Klostermann sein Buch “Romantik. Eine
Einführung” erschienen. Soeben veröffentlichte er den
Gedichtband “Unsere Spiele enden nicht”
(C.H.Beck).
21.9.2021, 19 Uhr (Nachholtermin
vom 30. März 2021)
Goethe-Annalen: 1821
Anne Bohnenkamp / Ernst Osterkamp / Gustav Seibt
Den Höhepunkt des Jahres bringt der November. „Jeden Morgen erhalte ich
vom Autor des Faust und des Werthers einen Kuß und jeden Nachmittag vom
Vater und Freund Goethe zwei Küsse. Bedenkt!!“ Das schreibt der
zwölfjährige Felix Mendelssohn nach Hause. Zusammen mit seinem Lehrer
Zelter verbringt er vierzehn Tage am Frauenplan. Alle liegen dem
schönen, wunderbar begabten Knaben, der einen soeben angeschafften
Flügel der Firma Streicher (Wien) schlagen darf, zu Füßen. Auch
Goethe, dessen ernüchterte Stimmungen sich in weiteren, sorgsam „in
Pappen“ gesammelten Zahmen Xenien niedergeschlagen hatten, ist vom alten
Freund und dem jungen Genie festlich erhoben. 1821 ist wieder ein Jahr
des Fleißes: „Das mach‘ ich mir denn zum reichen Gewinn, Daß ich getrost
Pedante bin.“ Wanderjahre, Campagne in Frankreich, die Lili- Episode in
Dichtung und Wahrheit: Großes entsteht fast beiläufig, neben
Beschäftigungen, die der Arbeitsbericht der Tag- und Jahreshefte nach
Ländern und Fachgebieten ordnet. In einer seiner sonderbarsten
Selbsterklärungen beschreibt Goethe sich und sein Werk da als
„Chrestomathie“, als Sammlung, die für jeden etwas enthält. So die
entzückenden Vers-Bild- Kombinationen zu eigenen Handzeichnungen und zu
Tischbeins Idyllen. Mit dem Wissen der Nachwelt verbuchen wir
bedeutungsvoll, dass 1821 auch der erste längere Aufenthalt in dem
nagelneuen Kurort Marienbad stattfindet. Ist fortzusetzen!
28.9.2021, 19 Uhr
„Wir werfen uns dem Holländer-Michel in die Arme“ – Ein Abend zu
Wilhelm Hauff
Christian Brückner / Tilman Spreckelsen
‚Die Geschichte von dem kleinen Muck‘, ‚Kalif Storch‘, ‚Zwerg Nase‘,
‚Das Wirtshaus im Spessart‘ – die Märchen und
Märchenalmanache Wilhelm Hauffs sind so bekannt, dass die Person ihres
Autors dahinter zu verschwinden droht. In unglaublich kurzer Zeit
publizierte der 1802 geborene und bereits mit knapp 25 Jahren
verstorbene Hauff außer seinen Märchen noch Gedichte, Romane,
Erzählungen und Satiren und erwies sich dabei als ausgesprochen
geschäftstüchtiger Produzent von marktgängiger Literatur. Die frühe
Biedermeierzeit mit ihren gewaltigen Umbrüchen spiegelt sich in seinem
Werk – vor allem im berühmtesten seiner Märchen, dem „kalten
Herz“, das hellsichtig vor einer entfesselten Globalisierung warnt und
zugleich ahnen lässt, dass der Kampf dagegen längst verloren
ist.
Christian Brückner liest bekannte und unbekannte Texte von Wilhelm
Hauff, Tilman Spreckelsen führt in Leben und Werk des Autors
ein.
29.9.2021, 19:30 Uhr
(Nachholtermin vom 4. Mai 2021)
Lied & Lyrik: Goethes ‚Faust‘ in der Musik: „Mozart hätte den
Faust komponieren müssen.“
Kelsey Lauritano, Mezzosopran Gabriel Rollinson, Bassbariton Takeshi
Moriuchi, Klavier
Goethe hielt es für „ganz unmöglich“, dass ein zu seiner Zeit lebender
Komponist die adäquate Musik zum ‚Faust‘ finden würde. „Mozart hätte
den Faust komponieren müssen“, äußerte er gegenüber Eckermann. Die
Komponisten haben sich an Goethes Diktum nicht gehalten. Schon zu seinen
Lebzeiten wurden Texte aus dem ‚Faust‘ zu Liedern vertont. Robert
Schumann näherte sich dem Stoff in seinen ‚Faust-Szenen‘ – deren
Handschrift das Hochstift zu seinen Schätzen zählt –, Franz Liszt
steuerte eine ‚Faust-Sinfonie‘ bei, Gustav Mahlers 8. Sinfonie
(‚Sinfonie der Tausend‘) vertont Faust-Texte, und für die Bühne wurden
über 60 Faust-Opern geschrieben.
An diesem Abend erklingen sowohl Lieder zu Faust-Texten u. a. von
Beethoven und Schubert als auch Arien aus einigen der bekanntesten
Faust-Kompositionen für die Bühne wie ‚La damnation de Faust‘ von
Hector Berlioz oder ‚Mefistofele‘ von Arrigo Boito.
Veranstaltungsprogramm