Hans Ticha (geb. 1940) ist einer der bedeutendsten deutschen Künstler und Illustratoren und gilt als ein Vertreter einer Richtung der damaligen DDR, die der Pop Art zugerechnet wird. Die Galerie Hanna Bekker vom Rath zeigt in dieser Einzelausstellung seine Arbeiten auf Papier, die Alltag, Politik und Zeitgeschehen satirisch-humorvoll in den Blick nehmen.
Nachdem die Galerie Hanna Bekker vom Rath
Gemälde von Hans Ticha 2019 in einer ersten Einzelausstellung und danach
in mehreren Gruppenausstellungen gezeigt hat, konzentriert sich die
neue Solo-Schau auf seine Arbeiten auf Papier. Die vorwiegend kleinen
Formate wurden zumeist in Bleistift und Aquarell ausgeführt, sind also
Unikate. Tichas markante Motivbereiche Politik, Konsumgesellschaft,
Mode, Frisiersalon, Musik und Sport bringt er in Formstrenge mit klarer
Kontur auf das Blatt. Reduziert auf geometrische oder biomorphe Formen
nimmt der menschliche Körper, d.h. der Mensch in der Gegenwart, mit
Beinen, Kopf, Händen eine Typisierung an, die Posen und Handlungen auf
ironische Weise kommentieren.
Gestaltungsprozesse und Bildfindungen des Künstlers lassen sich zum
Beispiel in einer Version der bekannten Klatscher erkunden, die, noch zu
DDR-Zeiten entstanden, ein in Öl
besonders rares und begehrtes Bildmotiv sind, damals freilich nicht
öffentlich ausstellbar waren. Die klatschenden Hände sind im Verhältnis
zum Kopf übergroß dargestellt, sie dominieren die Bildfläche. Das hier
präsentierte Ungleichgewicht von Handeln und Denken entbehrt über die
vielen Jahrzehnte seit der Entstehung nicht an Aktualität.
Hans Ticha ist während der Frankfurter Buchmesse 2022 mit dem
Sonderpreis des Arbeitskreises Jugendliteratur für sein Lebenswerk
geehrt worden. Seit 2020 verfügt das Deutsche Buch- und Schriftmuseum in
Leipzig durch einen Vorlass über die nahezu lückenlose Dokumentation
seines grafischen Schaffens. Er gilt als einer der wenigen Vertreter der
Pop Art der DDR.
Der 1940 in Tetschen-Bodenbach geborene Hans Ticha studierte 1965 bis
1970 an der Hochschule für Bildende und Angewandte Kunst,
Berlin-Weißensee bei Arno Mohr, Klaus Wittkugel, Werner Klemke und Kurt
Robbel. Bis 1990 war er als Maler und Grafiker in Berlin (Ost) tätig,
danach in Mainz und seit 1993 in Maintal. 1982 erhielt er die
Silbermedaille der IBA Leipzig,
1986 den Großen Preis des IOC auf
der Biennale in Barcelona, 2001 den Kulturpreis des Main-Kinzig-Kreises
und 2007 die Hans-Meid-Ehrenmedaille. Bilder Tichas befinden sich in
vielen Museen, Institutionen und privaten Sammlungen im In- und Ausland.
Stellvertretend seien genannt: Nationalgalerie Berlin, Berlinische
Galerie – Museum für Moderne Kunst, Deutsches Historisches Museum
Berlin, Haus der Geschichte Bonn, Museum Junge Kunst Frankfurt (Oder),
Militärhistorisches Museum der Bundeswehr Dresden u.a.m.
