Wie vermittelt sich Erinnerung, wenn die Zahl der Shoah-Überlebenden als Zeitzeugen schwindet? Wie kann eine Erinnerungskultur zukünftig aussehen? Diesen Fragen widmet sich das Projekt "Nazi Phantoms" der israelischen Künstlerin Dana Arieli, zusammen mit einem Kunstprojekt des Frankfurter Friedrich-Dessauer-Oberstufen-Gymnasiums. Die Ergebnisse werden vom 14. März bis 22. April 2023 in der Galerie der Heussenstamm-Stiftung präsentiert. Das Projekt sieht sich im Zusammenhang mit dem ebenfalls im Frühjahr stattfinden Paulskirchenjubiläum. Dana Arieli ist Professorin für Geschichte und Fotografin, sie lebt in Jerusalem und wird an dem Abend anwesend sein.
Orte atmen Geschichte und einen bestimmten Geist, der
ihnen inhärent ist. Auch die Orte, die mit dem Nationalsozialismus in
Verbindung stehen. Seit 10 Jahren reist die international tätige
israelische Künstlerin Dana Arieli durch Deutschland, um Orte des
Nationalsozialismus zu dokumentieren. Entstanden ist ein Archiv, das die
Phantome aus der NS-Zeit wieder sichtbar macht und Betrachter:innen zu
einer Auseinandersetzung auffordert. Dabei präsentieren die Fotografien
den ganz eigenen fotografischen Blick der Künstlerin, die das
Beiläufige, das Alltägliche im Ungeheuerlichen und die Adaption der Orte
durch die Gegenwart sucht und festhält und auf Fehlstellen aufmerksam
macht.
Die Frau in Pink etwa, die das ehemalige Nürnberger
Reichsparteitagsgelände fürs Inlineskaten nutzt, die unscheinbare
Hausnummer, die zum ehemaligen Wohnhaus von Eva Braun führt, die
Fehlstelle im Putz, die das abgeschlagene Hakenkreuz umso präsenter
werden lässt. Dana Arielis Archiv besitzt zudem eine konzeptuelle
Erweiterung: Sie bittet ihr Publikum um Kommentare. Dabei hat sich durch
die Interaktion zwischen ihrer Fotosammlung und dem Publikum ein
kollektives Gedächtnis entwickelt (https://phantoms.photography).
Schüler:innen des Friedrich-Dessauer-Oberstufengymnasiums haben in einem
Kunstkurs von Julia Roppel darauf reagiert und zu den Bildern von Dana
Arieli Texte verfasst, die ihren persönlichen Weg der Beschäftigung mit
der abgebildeten Geschichte schildern. Dabei repräsentieren die
Schüler:innen auch den kulturell heterogener werdenden
gesellschaftlichen Kontext. Das Projekt ist damit hochgradig geeignet,
eine Antwort auf die Frage zu geben, wie sich in Zukunft Erinnerung
vermitteln lässt und eine Erinnerungskultur aussehen kann, wenn die Zahl
der Shoah-Überlebenden als Zeitzeugen schwindet. Heussenstamm. Raum für
Kunst und Stadt präsentiert in der Ausstellung sowohl die Bilder von
Dana Arieli als auch die Texte der beteiligten Schüler:innen. Die
Ausstellung kann als wichtiger Beitrag hin zu den Tagen der Demokratie
rund um das Paulskirchenjubiläum gesehen werden.
Zu der Ausstellung erscheint eine Publikation im klassischen Berliner
Zeitungsformat.
Beteiligte Schüler:innen:
Mirko Camber, Aleyna Cugali, Imame El Bekkali, Annika Hausburg, Victoria
Höfer, Dina Lakhlifa, Andrius Paukstys, Jan Preis, Johanna Richardson,
Oliver Ruklic, Angela Samardzic, Sonja Sellinath, Mikail Tasdemir, David
Thoomullil, Emma Tränkner, Jona Virgin und Jannis Wendisch
