Poetisch, konfrontativ, visionär: die Schirn präsentiert zwei neue Werke der Künstlerin Selma Selman in einer großen Soloschau. Die Schirn Kunsthalle Frankfurt widmet der Künstlerin Selma Selman (*1991) vom 20. Juni bis zum 15. September 2024 eine große Soloausstellung.
Selma Selman ist selbstbewusst und kraftvoll in die internationale Kunstwelt vorgedrungen und bezeichnet sich selbst als „gefährlichste Frau der Welt“. Zusammen mit ihrer Familie schlachtet Selman vor Publikum einstige Statussymbole wie Mercedes-Benz-Autos aus, um an die wenigen noch verwendbaren Edelmetalle zu gelangen. Laut und eindringlich sind in der Regel auch die sprachlichen Performances der Künstlerin mit Rom*nja-Hintergrund, in denen Wut und der Drang nach einer Umkehrung der Machtverhältnisse zum Ausdruck kommen. Selmans Kunst behandelt in unterschiedlichen Medien eindrucksvoll Erfahrungen mit Diskriminierung, Gewalt, Sexismus und dem Patriarchat.

Ihr vielseitiges Werk umfasst Performances, Skulpturen, Malereien auf Autoteilen und Altmetall, Zeichnungen und Video. In der Schirn präsentiert die Künstlerin Grafiken, kleine skulpturale Arbeiten aus Edelmetallen und zwei Performances, die zentrale Aspekte ihres Œuvres aufgreifen, sowie zwei neu entwickelte Werke. Die Installation Flowers of Life (2024) aus Mehrschalengreifern verweist auf die Lebensgrundlage ihrer Familie, die auf dem Sammeln und dem Weiterverkauf von Metallschrott fußt. Die Videoarbeit Crossing the Blue Bridge (2024) basiert auf den Erinnerungen ihrer Mutter an Erlebnisse in ihrer Heimatstadt Bihać während des Bosnienkrieges (1992–1995). Selman nimmt diese familiären Erfahrungen als Ausgangspunkt, um sich selbst als feministisch-aktivistische Künstlerin zu verorten, die sich heute international für ihre Community einsetzt.

Selma
Selman stammt aus Bosnien und Herzegowina und lebt und
arbeitet in New York, Amsterdam und Bihać. Nach ihrem Bachelor of Fine
Arts an der Fakultät für Malerei der Universität Banja Luka 2014 schloss
sie ihr Studium an der Syracuse University 2018 mit einem Master of
Fine Arts in Transmedia, Visual and Performing Arts ab. Von 2021 bis
2023 war sie Stipendiatin an der Rijksakademie in Amsterdam. Ihre Werke
wurden international gezeigt, u. a. im Gropius Bau, Hamburger Bahnhof,
documenta fifteen, Manifesta 14 in Pristina, Kunstraum Innsbruck, MO
Museum Vilnius, Kasseler Kunstverein Museum Fridericianum, National
Gallery of Bosnia and Herzegovina, acb Gallery in Budapest und FutuRoma
Pavillon auf der Biennale di
Venezia 2019. Seit 2017 richtet Selman in ihrer Heimatstad Bihać das
Filmfestival „The Open Screen at Selma’s“ aus, das den Austausch der
ansässigen Rom*nja mit interessiertem Publikum fördert. Mit „Get the
Heck to School” (seit 2017) gründete sie zudem ein Projekt, das
insbesondere jungen Romnja-Mädchen eine Schulbildung ermöglichen
soll.
Die Ausstellung „Selma Selman. Flowers of Life“ wird gefördert
durch die SCHIRN
ZEITGENOSSEN mit zusätzlicher
Unterstützung durch die Kummer-Vanotti-Stiftung und das Königreich der
Niederlande.