Am kommenden Mittwoch findet die Kuratorinnenführung im Format „Frankfurter Museumskranz“ statt. Kuratorin Maren Härtel und Restaurator Christoph Wenzel gewähren Einblicke in die Möbel-Sammlung des HMF und erzählen die Geschichten einiger Frankfurter Objekte.
Ein prachtvoller Barockschrank – Auftragsarbeit einer
Frankfurter Patrizierfamilie oder Prüfungsstück für den Meister-Titel?
Ein edler Mahagonistuhl, bis zur Reichspogromnacht noch unversehrt im
Rothschild-Palais, jetzt zertrümmert in einer Vitrine? Die Frankfurter
Küche, Vorläuferin der Einbauküche für effektives, zweckmäßiges
Arbeiten: Alles Einzelmöbel, die zunächst nichts miteinander zu tun
haben.
Sie alle haben eine besondere Bedeutung für die Geschichte der Stadt:
Als Trendmöbel ihrer Zeit dokumentieren sie Erfindungsgeist und
Kunstfertigkeit des einheimischen Handwerks. Rund 1.500 Einzelstücke im
Bereich ‚Frankfurt Einst?‘ des HMF
zeigen, wie bürgerliche Familien der Stadt gewohnt und gelebt haben.
Dazu könnten Schränke, Tische, Stühle und Truhen viel erzählen.
Solche Geschichten können die max. 10 Teilnehmenden beim Frankfurter
Museumskranz in der Möbel-Sammlung des Historischen Museums hören.
Kuratorin Maren Härtel und Restaurator Christoph Wenzel nehmen
ausgewählte Möbel in den Blick und laden dazu ein, während und nach dem
Rundgang auch im Café miteinander ins Gespräch zu kommen.

Der Frankfurter Schrank ist ein Trendmöbel des 18.
Jahrhunderts, das sich durch seine reduzierten Verzierungen auszeichnet.
Der hier gezeigte Ecknasenschranktyps ist eine Sonderform des
Wellenschranks, der komplett ohne Ornamente gearbeitet wurde. Dadurch
kommt die architektonische Formgebung sowie die dynamische
Binnenstruktur des Nussbaumholzes besonders gut zum Vorschein. Die
Rothschild-Stühle sind Beispiele dafür, dass sich Stadtverwaltung und
Museen mit ihrer Vergangenheit als Profiteure und Mittäter der
Verbrechen an die jüdische Gesellschaft auseinandersetzen müssen. Die
Stühle entstammen der Sammlung des Bankhauses Rothschild, die sie dem
Museum Jüdischer Altertümer stiftete. Als das Museum in der Pogromnacht
1938 verwüstet und geplündert wurde, nahmen Mitarbeiter*innen des
Historischen Museum viele Gegenstände mit und erweiterten damit die
eigene Museumssammlung.
Die Frankfurter Küche ist die erste Einbauküche der Welt und entstand
Ende der 1920er Jahre. Sie sollte die Lebenssituation der Frau
verbessern und ihnen langfristig die Berufstätigkeit und damit die
Unabhängigkeit vom „männlichen Einkommen“ ermöglichen.
