"Über das Arbeiten" ist eines von zwölf Themen, mit denen sich die Goldstein Galerie seit Mitte 2020 den Praktiken, Themen und Aspekten des künstlerischen Arbeitens zuwendet. Bisherige Themen waren Über das Sammeln, Über das Reisen, Über das Verbinden, Über das Spielen, Über das Schreiben, Über das Fliehen und Über das Wissen.
Oft
wird über die richtige Balance zwischen Arbeit und Leben gesprochen. Für
Kunstschaffende sind diese beiden Bereiche nur Teile eines viel
offeneren Konzeptes. Darin findet das Thema Arbeit erfahrungsgemäß in
zwei entscheidenden Feldern statt: in dem der Erwerbsarbeit und in dem
der künstlerischen Arbeit. In welchem quantitativen Verhältnis diese
beiden Felder stehen, hängt von unzähligen Faktoren ab. Idealerweise
überschneiden sie sich und die künstlerische Arbeit generiert
Einkommen.
Laut einer Umfrage von 2018 scheint das bei nur 10% aller
Kunstschaffenden der Fall zu sein. Ein Großteil der Kreativen hält sich
also mit gelegentlichen Jobs über Wasser, andere wechseln in die
Vermittlung oder spezialisieren sich als Dienstleister im Bereich der
Kunst. Neben normaler Lebenshaltung entstehen Kosten für Atelier,
Proberaum und Material. Das stellt wiederum höhere Ansprüche an die
Erwerbsarbeit, den zu erwartenden Lohn und die Zeit, die man damit
verbringt.
Blickt man nun auf Kunstschaffende mit einer zugeschriebenen kognitiven
Beeinträchtigung, verhält es sich zwar ähnlich, nur stecken hier in
vielen Fällen komplexe Systeme hinter den verschiedenen Feldern wie
Arbeit, Freizeit und Teilhabe an der Gesellschaft. Das betrifft auch
Künstler*innen im Atelier Goldstein.

Open
Studio
Eine Auftragsarbeit
mit Markus Schmitz
18.–22. Juli 2022
Der Atelier Goldstein Künstler Markus Schmitz trennt sich nur ungern von
seinen Werken. Seit einigen Jahren hat sich bei ihm jedoch das Format
der Auftragsarbeit etabliert: Zunehmend kommen Interessenten mit einem
eigenen Motiv auf ihn zu und bitten um einen Scherenschnitt. Während das
Format vom Auftraggeber vorgegeben ist, bleibt Schmitz in der
Ausgestaltung des Werkes frei.
In der Zeit vom 18.–22. Juli wird Markus Schmitz die Goldstein Galerie
als Atelier nutzen, um genau dieser Arbeit nachzugehen. Besucher sind
eingeladen, ihm dabei über die Schulter zu sehen und mit ihm ins
Gespräch zu kommen.
Buchvorstellung und Gespräch
Work Life Balance – Neues aus der Optimierungswelt
mit Aisha Franz
21. Juli 2022, 19.30 Uhr
Work-life-balance ist einer der schillernden Begriffe, in der das
Versprechen auf ein befriedigendes Arbeitsleben mit den Verschleierungen
des Neokapitalismus zusammenfallen. In der gleichnamigen Graphic Novel
beschreibt die Berliner Zeichnerin Aisha Franz anhand von drei
Berufseinsteiger:innen das „Unwohlsein, das zwischen Start-ups,
kryptischen Job-Bezeichnungen und Selbstoptimierungsdruck viele junge
Menschen kennen dürften“ (Tagesspiegel).
Für diese stilistisch markant umgesetzte Geschichte gewann Aisha Franz
gerade die wichtigste Comic-Auszeichnung im deutschsprachigen Raum, den
Max-und-Moritz-Preis 2022.
Moderation: Jakob Hoffmann
Residenz und Präsentation
Alles im Lot
mit Nico Randel
Residenz, 7.–20. September
Präsentation, 21. September–1. Oktober
Eröffnung, 20. September, 19 Uhr
Nico Randel ist Künstler im Kunsthaus KAT18, einem Kunstraum mit
Ateliers, einem Projektraum und einer Galerie mit Kaffeebar. Dort finden
künstlerische und kulturelle Prozesse statt, mit dem Ziel, die
Lebensbedingungen der Künstler*innen der Ateliergemeinschaft in der
Gesellschaft zu verbessern.
Gemeinsam mit dem Kölner Künstler Camillo Grewe wird Nico Randel die
Goldstein Galerie im September als Atelier nutzen um sich dem
übergeordneten Thema „Über das Arbeiten“ zu widmen. Randels Werk ist
geprägt von persönlichen Geschichten und Kommentaren, die er in
Drehbücher, Bühnenbilder, Storyboards, Schriftzüge und Performances
übersetzt. Vor allem seine Schriftbilder wirken wir wortgewordene
Stimmungen des Künstlers. Die schwarzen Parolen und Kommentare auf
weißem Grund zeugen von Randls künstlerischer Direktheit und seinem
Humor, mit dem er den Themen unserer Gesellschaft, wie dem Arbeiten,
begegnet.
Diskussion
»Wenn einer arbeiten gehen will, geht er arbeiten, wenn nicht, geht er
weiter.« (Birgit Ziegert)
(Gäste werden noch bekannt gegeben)
4. Oktober, 19 Uhr
Jedes Jahr strömen neue Künstlerinnen und Künstler auf den Markt und nur
wenige können langfristig von ihrer künstlerischen Arbeit leben oder
die Unkosten für Ateliers und Material decken. Führt die künstlerische
Arbeit im Laufe der Zeit nicht zu einem regelmäßigen Einkommen in Form
von Verkäufen, Stipendien oder Honoraren, müssen diese Menschen ganz
zwangsläufig einer Erwerbsarbeit nachgehen.
Die Einnahmen aus dieser Tätigkeit machen die künstlerische Arbeit dann
bestenfalls möglich. Andererseits kann Erwerbsarbeit, je nach Bezahlung,
so zeitintensiv sein, dass sie die Kunstproduktion nahezu verhindert.
Über dieses schwierige Verhältnis, ideale Zustände und die Parallelen
zur Arbeitsrealität von Künstler*innen im Atelier Goldstein soll am 11.
Oktober diskutiert werden.
Die im Titel zitierte und 2017 verstorbene Atelier Goldstein Künstlerin
Birgit Ziegert zumindest hatte hierzu eine sehr klare Haltung.
Moderation: Atelier Goldstein
Film und Gespräch
Eine Einstellung zur Arbeit
mit Holger Priedemuth
11. Oktober 2022, 19 Uhr
Das Projekt Eine Einstellung zur Arbeit, 2011 von Antje Ehmann und
Harun Farocki ins Leben gerufen, beschäftigt sich bis heute mit dem
Thema Arbeit. Weltweit produzieren Menschen 1–2 minütige Videos, um
„bezahlte oder unbezahlte, materielle oder immaterielle,
traditionsreiche so wie die gänzlich neue“* Arbeit zu
dokumentieren.
Der Filmemacher Holger Priedemuth stellt das Projekt am 11. Oktober mit
ausgewählten Videos vor, gefolgt von einem anschließenden
Gespräch.
*Konzept (29. Juni 2022), Eine Einstellung zur Arbeit.
https://www.eine-einstellung-zur-arbeit.net/de/projekt/konzept
Workshop mit Veranstaltung
Tauschwert
mit Helene Deutsch und Erlend Kvam
14. Oktober–16. und 18. Oktober 2022
Unter Künstler*innen gilt der Tausch von Kunstwerken vor allem als
geistiger Austausch.
Das Werk als Träger von Ideen und besonderen Fähigkeiten hat einen
künstlerischen Wert, der beim Tausch verhandelt und diskutiert werden
kann.
Unter diesem Aspekt veranstaltet die Goldstein Galerie zwei Workshops
mit anschließender Tauschbörse.
In einem Zine-Workshop entstehen vor Ort Hefte und Zines im DIY-Verfahren die anschließend, wie in der
Szene üblich, getauscht werden können. Dadurch entsteht ein
eigenständiger, nicht-kommerzieller Kreislauf.
Der Workshop wird angeleitet durch den norwegischen Künstler Erlend
Peder Kvam, in Zusammenarbeit mit Cozi.
Nach dem gleichen Prinzip findet ein Workshop zu Gusstechniken statt,
angeleitet von der Künstlerin Helene Deutsch. Hier geht es um das
Abformen und Abgießen kleiner, beliebiger Gegenstände oder freier
Formen.
Guss Workshop mit Helene Deutsch
Freitag, 14. Oktober und Samstag, 15. Oktober, jeweils 16–19 Uhr
Zine Workshop mit Erlend Peder Kvam (unterstützt von Cozi)
Sonntag, 16. Oktober, 13–18 Uhr
Tauschbörse
Dienstag, 18. Oktober, 17–19 Uhr
Programm zur Buchmesse
Ausstellung
ARBEID
Erlend Peder Kvam
19.–23. Oktober
Eröffnung, 18. Oktober, 19 Uhr
„Zeichnungen von Menschen mit Zeichen“ heißt eine Sammlung von Bildern
des jungen Norwegers Erlend Peder Kvam. Der Titel markiert die Spannung
von naiver, flächiger Anmutung und tiefgründigem Ausdruck. Kvam
zeichnet, illustriert, seit kurzem verlegt er auch schmale Hefte,
sogenannte Zines. In Ausstellungen zeigt er seine Bilder in markanten
Rahmen, so auch in der Goldstein Galerie.
Verlagsabend
Kanon Verlag
20. Oktober
Gespräch
Tom Gauld
23. Oktober, 12 Uhr
In der Matinee am 23. Oktober spricht Jakob Hoffmann mit Tom Gauld
(England) über Cartoons und Bibliothekare (in englischer
Sprache).
PROGRAMM