Anna Nero malt nicht figurativ, nach ihren eigenen Worten ist dies der Einfluss des Bilderverbots in der jüdischen Kultur. Ihre Bilder und Keramiken prägt ein ironisch-heiterer Charakter, oft sind sie frivol, manchmal bewusst „albern“. Tatsächlich scheinen die Motive in eine glatte geometrische Ordnung zu fallen, doch ihre Sujets tanzen in strengen Rhythmen. Nero malt mit fotografischer Genauigkeit Gegenstände, die sie wiederum durch scheinbar zufällig hinzugefügte Linien, Striche, Kleckse ergänzt. Die Galerie Schierke Seinecke zeigt eine Einzelausstellung der Künstlerin mit neuen Werken.
Die Galerie SCHIERKE SEINECKE freut sich, nach knapp drei Jahren
wieder eine Einzelausstellung mit neuen Arbeiten von Anna Nero
anzukündigen. Das laufende Jahr 2023 verlief für die Künstlerin bislang
herausragend. Anfang des Jahres bezog sie ihr neues Atelierhaus „MARS“
im Frankfurter Bockenheim. Eine Art-Residency führte sie im Frühjahr für
mehrere Wochen nach Mallorca und kürzlich eröffnete sie abermals eine
Einzelausstellung in der New Yorker Galerie Marc Straus.
Die Gemälde von Anna Nero (*1988, Moskau, Russland; lebt und arbeitet in
Frankfurt am Main) strotzen vor Energie. Für ihre die geometrische
Abstraktion aufgreifenden Bilder bevorzugt sie scharfe Kontraste,
leuchtende Farben und anspielungsreiche Formen. Dass, was sich auf ihren
an die Pop-Art erinnernden Bildern zeigt, ereignet sich oft in einem
klar umrissenen Rahmen oder Raster. Doch innerhalb dieser Ordnung kommt
es meistens zu einem Bruch. Da ist einerseits diese Strenge im Aufbau,
die sich auch in der präzisen Wiedergabe unterschiedlichster Materialien
und Stoffe nachvollziehen lässt. Aber andererseits werden genau diese
räumlichen Abgrenzungen durch Überlagerungen und Formen, die oft
Anklänge an die gestische Malerei aufweisen, gebrochen.
Anna Nero, die u.a. bei Ingo Meller studierte und bei Heribert C.
Ottersbach an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig ihre
Meisterschülerjahre absolvierte, verleiht ihren Gemälden gern verspielt
vielsagende Titel wie „Secret Sailor“, „Afterhour“ oder „Finger of
Doom“. Sie geben dem Betrachter einen Hinweis darauf, was auf den
Bildern gesehen werden kann. Dennoch sollten ihre Werke nicht als
Illustration der jeweiligen Titel missverstanden werden. Gern greift sie
sowohl Vertrautes als auch Unbekanntes auf und präsentiert es von einer
bislang ungesehenen, teilweise sogar aberwitzigen und abgründigen
Seite. Davon zeugen auch Neros Keramik-Skulpturen, die teilweise wie
materialisierte Elemente aus ihren Bildern erscheinen. Auf den ersten
Blick drücken sie etwas Verspieltes und Kindliches aus. Doch auf den
zweiten Blick stellt man sich die Frage, ob man es mit einem
verfremdeten erotischen Spielzeug oder gar einem Folterinstrument zu tun
hat. Wahrscheinlich irgendwie mit beidem.
