Am Donnerstag, 9. September 2021 um 19 Uhr eröffnen im Frankfurter Kunstzentrum ATELIERFRANKFURT (AF) zwei Ausstellungen. Für den Ausstellungsraum BASEMENT im AF im ehemaligen Lagerhaus am Frankfurter Osthafen hat Kathi Kæppel eine Installation entwickelt, die mit Zeichnungen, Licht und Ton die Spuren vergangener Nutzung des geschichtsträchtigen Gebäudes untersucht. Im PROJEKTRAUM im AF eröffnet die Ausstellung ‚Strange and Auspicious Places‘ von Diane Preyer, die Gemälde fiktiver und imaginierter Orte zeigt.
In der Ausstellung ‚Vestige‘ untersucht Kathi Kæppel die erhaltenen Spuren vorheriger Nutzung und die Geschichte des AF-Gebäudes am Frankfurter Osthafen. Einschneidend für den Ort, an dem heute das ATELIERFRANKFURT beherbergt ist, war der Großangriff auf den Osten der Stadt Frankfurt am Main in der Nacht des 4. Oktober 1943. Das Gebäude, das damals Firmensitz der Lebensmittelhandelskatte Latscha war, wurde dabei massiv zerstört.

In Auseinandersetzung mit Archivmaterial aus den Jahren 1914–1943 aus dem Stadtarchiv Frankfurt am Main hat Kathi Kæppel in der Ausstellung eine Zeichensprache entwickelt, die den Überresten der Nutzung des AF- Gebäudes nachgeht. Die eigens für den Raum entwickelten Arbeiten – bestehend aus Zeichnungen im Raum mit Licht und Ton – thematisieren den Kreislauf von Aufbau und Zerstörung. Kathi Kæppel forscht an der Hochschule Luzern und der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf über die künstlerische Praktik der animierten Zeichnung im Raum, deren Besonderheit es ist, einen medialen Raum zu schaffen, der mit einer physischen Räumlichkeit und der Plastizität einer Installation überlagert ist. In inhaltlicher Auseinandersetzung mit dieser Praktik schafft die Künstlerin in der Ausstellung Vestige einen Raum, in den sie Spuren einzeichnet, die die Geschichten des Gebäudes erzählen, Unsichtbares und Vergangenes evozieren und so gegen das Vergessen arbeiten. Formal beziehen sich die Arbeiten der Installation auf die Metapher des ‚Bild als offenes Fenster‘ des Renaissance-Theoretikers Leon Battista Alberti, 1435), der das Bild als Illusion des Blicks durch ein offenes Fenster und die Bedeutung des Fensters als Ein- und Ausblick definiert. Die transparenten Arbeiten der Ausstellung ermöglichen diesen Ein- und Ausblick und legen sich wie eine transparente Ebene auf die Architektur, sodass die Installation Teil des Raums und dessen Geschichte wird, ohne ihn zu überdecken.

Die
Ausstellung ‚Vestige‘ der Künstlerin Kathi Kæppel bildet den Abschluss
der Ausstellungsreihe ‚consecration‘ im ATELIERFRANKFURT. In drei
Einzelausstellungen wurden Künstlerinnen eingeladen, den
außergewöhnlichen Raum ‚BASEMENT im AF mit ortsspezifischen Arbeiten zu
bespielen.
In der Ausstellung ‚Strange and Auspicious Places‘ im PROJEKTRAUM im AF zeigt Diane Preyer eine
Reihe von Gemälden, die imaginierte Orte darstellen. In den gezeigten
Arbeiten treffen fiktive Architekturen auf Landschaften und Vegetation
und schaffen eine Bühne für Lichtverläufe und Spiegelungen. Es
entstehen atmosphärische und surreale Räume die weit geöffnet sind
und die Betrachter*innen zum Eintreten auffordern. Die in den Arbeiten
erzeugten Stimmungen erinnern an Science-Fiction-Schauplätze und
mystisch aufgeladene Orte, lassen dem*der Betrachter*in jedoch genug
Raum für eigene Assoziationen.