Der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung Prof. Dr. Johan Rockström erklärt im vierten Vortrag der „Senckenberg Distinguished Lecture Series“ am 7. November das – von ihm maßgeblich entwickelte – Konzept der „Planetaren Grenzen“. Er macht deutlich wie die Überschreitung dieser ökologischen Grenzen die Stabilität der Ökosysteme und damit das Wohlergehen der Menschheit schon heute weltweit gefährdet. Rockström zeigt zudem, wie eine gerechte und sichere Zukunft auf dem Planeten Erde möglich sein kann und welche Schritte hierfür notwendig sind.
Johan Rockström und sein Team haben
insgesamt neun durch den Menschen beeinflusste zentrale Prozesse im
Erdsystem identifiziert, welche die Stabilität und Belastbarkeit des
Systems regulieren. Um unser Leben auf der Erde, wie wir es heute
kennen, nicht zu gefährden, sollten bestimmte planetare Grenzen nicht
überschritten werden. Doch die Menschheit ist hier auf keinem guten Weg:
Bereits jetzt sind einige der definierten Grenzen übertreten, etwa in
den Bereichen Klimawandel, Landnutzungswandel, Unversehrtheit der
Biosphäre und biogeochemische Kreisläufe.
Diese Überschreitungen werden nach einem etwa 11.000 Jahre andauernden,
relativ stabilen Erdklima zunehmend spür- und sichtbar. Heute sieht sich
die Menschheit zudem mit mehreren globalen Krisen zugleich
konfrontiert. Die zunehmende Häufigkeit und die Intensität von
Extremwetterereignissen ist dabei nur eine Folge der globalen Erwärmung.
Schon bei einer Überschreitung der 1,5 Grad-Grenze erhöht sich das
Risiko, weitreichende Veränderungen im System Erde anzustoßen und so
potenzielle Kaskadeneffekte auszulösen.
Im vierten Vortrag der „Senckenberg Distinguished Lecture Series“ gibt Prof. Dr. Johan Rockström ein wissenschaftliches Update zu den Risiken einer Destabilisierung des Planeten und liefert Belege, dass sechs von neun planetaren Grenzen aktuell bereits überschritten sind. Er bietet zudem den Hörer*innen eine neue Definition von Nachhaltigkeit.
Johan Rockström ist Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und Professor für Erdsystemforschung an der Universität Potsdam. Unter Federführung des international angesehenen Wissenschaftlers entstand das Konzept der „Planetaren Grenzen“. Rockström forscht zu Fragen der globalen Nachhaltigkeit und hat mehr als 150 wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht, die thematisch von der angewandten Land- und Wasserwirtschaft bis zur globalen Nachhaltigkeit reichen. Neben seiner Forschungstätigkeit – die in großem Umfang als Orientierungshilfe für die Politik genutzt wurde – ist Rockström als Berater für mehrere Regierungen und Unternehmensnetzwerke tätig.
Die Senckenberg “Distinguished Lecture Series” bringt international renommierte Wissenschaftler*innen und andere intellektuelle und zivilgesellschaftliche Führungspersönlichkeiten zu Senckenberg, die Vorträge zum übergreifenden Thema „Emerging Frontiers in Nature Research“ halten. Mit der „Distinguished Lecture Series“ möchte Senckenberg eine neue – vor allem international ausgerichtete – Plattform für die Vernetzung und den Austausch, für Synergien und inspirierende Diskussionen schaffen.
Alle Informationen zu den Vorträgen, Referent*innen und Themen unter: https://www.senckenberg.de/ distinguished-lectures
Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist eine Einrichtung der Leibniz-Gemeinschaft und erforscht seit über 200 Jahren weltweit das „System Erde“ – in der Vergangenheit, der Gegenwart und mit Prognosen für die Zukunft. Wir betreiben integrative „Geobiodiversitätsforschung“ mit dem Ziel die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen zu erhalten und nachhaltig zu nutzen. Zudem vermittelt Senckenberg Forschungsergebnisse auf vielfältige Art und Weise, vor allem in den drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden. Die Senckenberg Naturmuseen sind Orte des Lernens und Staunens und sie dienen als offene Plattformen dem demokratischen Dialog – inklusiv, partizipativ und international.