Das Oktober-Programm der Romanfabrik wird wie immer bunt und vielfältig. So werden neue Romane präsentiert von Stephan Thome (Pflaumenregen) und Jean-Philippe Toussaint (Die Gefühle). Ferdinand Schmalz stellt sein preisgekröntes Debüt vor (Mein Lieblingstier heißt Winter). Und an zwei Abenden widmen wir uns der Lyrik: Daniela Danz (Wildniß) und mexikanischer Lyrik. Darüber hinaus gibt es ein neues Café Europa mit Aleida Assmann und Ulrike Guérot, die über das Europa der Nationen versus das Europa der Regionen diskutieren werden. Und auch das Debattenduell des Vaevictis Debattierclubs startet nach langer Pause wieder.
TEXT & TON
Daniela Danz & Falk Zenker
Wildniß – Lesekonzert
Wildnis, das ist die Wildnis der musikalischen Pause, nach der
alles möglich ist. Die Wildnis der Sprache. Die Wildnis, nach der wir
uns sehnen und die wir fürchten, die Chaos birgt und Formen großer
Harmonie. Der Gitarrist und Komponist Falk Zenker und die Autorin
Daniela Danz finden im ungebahnten Gelände zusammen und lassen Raum für
das, was entsteht, wenn Töne, Geräusche und Klänge auf Sprachrhythmus
und den Sog der Worte treffen. Daniela Danz zählt seit langem zu den
wichtigsten Lyrikern unseres Landes und hat 2020 im Wallstein Verlag
ihren jüngsten Gedichtband “Wildniß” veröffentlicht.
2021 erhält Daniela Danz den ersten Günter Kunert-Literaturpreis für
Lyrik. Der Gitarrist Falk Zenker, der auch viel für Film und Theater
arbeitet, ist ein großer Virtuose an der Akustikgitarre. Er bewegt sich
frei zwischen Klassik, Jazz, Flamenco, Weltmusik, bezieht aber auch
mittelalterliche und traditionelle Spielweisen bei seinen
Improvisationen ein.
Dienstag, 5. Oktober 2021 / 20 Uhr

THEMA
Café Europa
Aleida Assmann (Konstanz) & Ulrike Guérot
(Bonn)
Europa der Nationen – Europa der
Regionen
Die Frage nach der Zukunft Europas kennt einen bunten Strauß an
Antworten. Darunter ist die Antwort von der politischen Verfaßtheit:
Soll es ein Europa der Nationen oder der Regionen sein? Der Begriff der
Nation wird heute teils abgelehnt, teils befürwortet. Der Begriff der
Regionen Europas kann andererseits als Widerspruch zum Europa der
Nationen aufgefaßt werden. Aleida Assmann ist emeritierte Professorin
für Anglistik und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität
Konstanz. Sie veröffentlichte 2020 den Band “Die
Wiedererfindung der Nation” (C. H. Beck). Ulrike Guérot hat an
der Universität Bonn die Professur für Europapolitik inne und ist
stellvertretende Sprecherin des Centre Ernst Robert Curtius. Sie
veröffentlichte 2019 den Band “Was ist die Nation?”
(Steidl). Die Reihe “Café Europa” ist ein
gemeinsames Projekt der Romanfabrik und des Institut
franco-allemand/IFRA und wird gefördert durch die Stadt Frankfurt, das
Land Hessen, den Kulturfonds Frankfurt RheinMain und das Institut
franco-allemand IFRA.
Mittwoch, 6. Oktober 2021 / 20 Uhr
Anmeldung erforderlich

TEXT
Stephan Thome
Pflaumenregen
Der aus Hessen stammende Romancier Stephan Thome hat mit seinem
Roman “Grenzgang” einen fulminanten Einstand auf
der Bühne der deutschen Literatur gegeben. Mit dem Roman
“Pflaumenregen” (Suhrkamp) stellt er seinen jüngsten
und fünften Roman vor. Er spielt in Taiwan in den 1940er-Jahren, am
Ende der japanischen Kolonialzeit. Während der Pazifische Krieg
unaufhaltsam näher rückt, wächst die achtjährige Umeko behütet in einer
Kleinstadt im Norden der Insel auf. Sie ist stolz auf ihr gutes
Japanisch und himmelt ihren älteren Bruder an, der der Star des
örtlichen Baseballteams ist. Als die Armee am Ortsrand ein Lager für
ausländische Kriegsgefangene einrichtet, gerät ihr Leben in einen
Strudel aus Schuld und Verbrechen, der die Familie siebzig Jahre später
noch gefangen hält. Die in diesem Roman aufgeworfenen Fragen können auch
auf unsere eigene zerrissene Gegenwart zielen: Was stiftet
Zugehörigkeit, wenn persönliche und nationale Identität nicht so
eindeutig sind, wie wir glauben?
Dienstag, 12. Oktober 2021 / 20 Uhr

THEMA
Vaevictis Debattierclub
Das Debattenduell
Spontaner Wortwitz verleiht diesem Wettkampf der besten Redner
seinen sportlichen Charme. Vier Teams debattieren über aktuelle,
satirisch beleuchtete Themen und stellen sich dem Urteil des Publikums.
Der Clou: Jedes Team erfährt erst unmittelbar vor dem Duell, welches
Thema zur Debatte steht. Und ob es die Pro- oder die Contra-Seite
vertreten muss. Da prallen waghalsige Argumente auf feinste Sophismen,
da wetzt sich rabulistische Rhetorik an messerscharfer Logik. Das
Publikum kürt die Sieger und genießt eine originelle Mischung aus Fight
Club und Stand-Up-Comedy.
Donnerstag, 14. Oktober 2021 / 19:30 Uhr

TEXT
Mexikanische Lyrik
Natur Poesie – No contiene armonías
Das Kulturinstitut von Mexiko in Deutschland hat 2020 einen
zweisprachigen Band mit lyrischen Werken von 17 mexikanischen
Dichterinnen und Dichtern herausgebracht. Die im zweisprachigen Band
vertretenen Gedichte bilden einen repräsentativen Querschnitt der
Gegenwartslyrik in Mexiko ab, sowohl altersmäßig als auch
herkunftsmäßig, von alt bis jung, von der Metropole Mexiko-Stadt bis in
die Provinz, auf Spanisch und in indigenen Sprachen. Der rote Faden
“Natur und Mensch” zieht sich durch alle Gedichte,
die den Menschen als Teil der Natur, wie als ihren Widersacher
betrachten. Die folgenden fünf Dichter werden mit ihren Werken
präsentiert: Tedi López Mills (*1959), Javier Peñalosa (*1981), Yolanda
Segura (*1989), Karen Villeda (*1985) und Isabel Zapata (*1984). Lesung
in spanischer und deutscher Sprache. Die Lesung wird musikalisch
begleitet durch den Cellisten Sebastián Salinas. In Zusammenarbeit mit
dem Konsulat von Mexiko in Frankfurt.
Mittwoch, 20. Oktober 2021 / 20 Uhr

TEXT
Ferdinand Schmalz
Mein Lieblingstier heißt Winter
Vor vier Jahren hat der Wiener Theaterautor Ferdinand Schmalz
schon einen Auszug seines Romanerstlings “Mein Lieblingstier
heißt Winter” (S. Fischer) vorgestellt. Denn für sein
Romanfragment wurde ihm 2017 in Klagenfurt der Ingeborg Bachmann-Preis
zuerkannt. Der Wiener Tiefkühlproduktelieferant Franz Schlicht soll
einem makabren Wunsch nachkommen. Sein Kunde Doktor Schauer ist fest
entschlossen, sich zum Sterben in eine Tiefkühltruhe zu legen. Er
beauftragt Franz Schlicht, den gefrorenen Körper auf eine Lichtung zu
verfrachten. Zum vereinbarten Zeitpunkt ist die Tiefkühltruhe jedoch
leer, und Schlicht begibt sich auf eine höchst ungewöhnliche Suche nach
der gefrorenen Leiche. Dabei begegnet er der Tatortreinigerin
Schimmelteufel, einem Ingenieur, der sich selbst eingemauert hat, und
einem Ministerialrat, der Nazi-Weihnachtsschmuck sammelt. Ferdinand
Schmalz zeichnet die österreichische Gesellschaft mit skurrilem und
intelligentem Sprachwitz. In Zusammenarbeit mit bookfest.
Freitag, 22. Oktober 2021 / 20 Uhr

TEXT
Jean-Philippe Toussaint
Die Gefühle
Der Held des Romans, ein Zukunftsforscher namens Jean Detrez,
arbeitet für die Europäische Kommission in Brüssel. Detrez nimmt an
einer Tagung von Zukunftsforschern in England teil, auf dem unter
anderem alte Papiere, welche die Brexit-Hypothese behandelt hatten, noch
einmal diskutiert wurden. Mit einem feinen Gespür für Tragik und Komik
erzählt der belgische Romancier Toussaint aus dem beruflichen und
privaten Leben seines Helden. Gerade im Privatleben geschehen immer
wieder nicht vorhersehbare Dinge. So fiel der Trennungstag von seiner
Frau auf den 23. Juni 2016, auf den Tag, an dem in Großbritannien über
den Brexit abgestimmt wurde. “Die Gefühle”
(Frankfurter Verlagsanstalt; ‚Les Émotions‘, Éd de Minuit) ist der
zweite Band einer Trilogie, die mit “Der USB-Stick” begann. Der
Frankfurter Schauspieler und Regisseur Stéphane Bittoun liest aus der
deutschen Übersetzung von Joachim Unseld. In Zusammenarbeit mit dem
Institut franco-allemand IFRA /
Institut français Frankfurt.
Dienstag, 26. Oktober 2021 / 20 Uhr
