Die Referentin Julia Ketterer vom Literaturhaus Frankfurt stellt das Werk der italienischen Autorin Michela Murgia vor.
Michela
Murgia: Accabadora (Roman)
Wie Mutter und Tochter leben Bonaria Urrai und die sechsjährige Maria in
einem sardischen Dorf zusammen. Die alte Schneiderin hat das Mädchen zu
sich genommen und zieht es groß, dafür wird Maria sich später um sie
kümmern. Als vierte Tochter einer bitterarmen Witwe war Maria daran
gewöhnt, »die Letzte« und eine zu viel zu sein. Nun hat sie ein eigenes
Zimmer in dem großen reinlichen Haus Bonarias, wo alle Türen offen
stehen und sie jeden Raum betreten darf. Doch ein Geheimnis umweht die
stets schwarz gekleidete, wortkarge Frau, die mitunter nachts, wenn
Maria schlafen soll, Besuch erhält und dann das Haus verlässt. Es
scheint, als würde Bonaria in zwei Welten leben. Das Mädchen spürt, dass
sie nicht danach fragen darf. Erst sehr spät entdeckt sie die ganze
Wahrheit. Michela Murgia erzählt in einer schnörkellosen, poetischen
Sprache aus einer scheinbar fernen, doch kaum vergangenen Welt. Von zwei
Generationen, zwei Frauenleben, von einem alten, lange verschwiegenen
Beruf.
Michela Murgia (1972-2023), die als eine der bekanntesten und streitbarsten Autorinnen Italiens galt, erzählt in ihrem Debütroman schnörkellos und poetisch von zwei Generationen, zwei Frauen und einem alten, lange verschwiegenen Beruf. In “Accabadora” treffen das archaische und das moderne Italien aufeinander.
“Berückend schön.” Die ZEIT