Lesung aus Texten der berühmten Autorin, Schriftstellerin, Soziologin und Grande Dame der marokkanischen Demokratiebewegung, Fatima Mernissi, ein. Mohamed Nabil und Melanie Stahlkopf lesen auf Arabisch und Deutsch aus Mernissis Buch: "Harem, westliche Phantasien - östliche Wirklichkeit“.
Das zentrale Thema in Fatima Mernissis Werken ist die
Rolle der Frau in der Gesellschaft. Sie führt uns in ihrem Buch „Harem,
westliche Phantasien – östliche Wirklichkeit“ mit Scheherazade auf eine
Reise durch verschiedene Welten im Okzident und Orient und versucht,
anhand des Harems, die verschiedenen Sichtweisen und Interpretationen zu
entschlüsseln. Der Harem des Westens ist auf den ersten Blick nicht zu
erkennen. Er verbirgt sich in Phänomenen wie Globalisierung und Konsum,
deren Wände schwer zu erklimmen sind und deren Mauern verborgen
bleiben.
Der orientalische Harem manifestiert sich in der Kontrolle der Männer
durch räumliche Teilung: zwischen einem öffentlichen Raum, in dem Frauen
nicht sichtbar sein dürfen, und einem privaten Raum, der nicht allen
Männern zugänglich ist. Was bedeutet die Rebellion gegen den Harem und
gegen die Teilung? Wie können die Grenzen des Harems überwunden werden
und neue Beziehungen aufgebaut werden?
Im ersten Teil der Lesung präsentiert Mohamed Nabil Fatima Mernissi und
ihre Werke und stellt den Kontext der Lesung vor. Im zweiten Teil werden
abwechselnd Texte aus dem Buch “Harem, westliche Phantasien – östliche
Wirklichkeit” vorgelesen. Die Lesung ist auf Deutsch und Arabisch.
Mohamed Nabil liest die Texte auf Arabisch und eine Lektorin liest sie
auf Deutsch vor. Im dritten Teil können die Zuhörer:innen Fragen stellen
und es gibt eine gemeinsame Diskussion über die gehörten
Texte.
Fatima Mernissi wurde 1940 in Fes geboren, einer traditionsreichen Stadt Marokkos. Sie gehörte einer Generation an, die dort noch eine nationale und keine französische Schule besuchte. Später studierte sie an der Sorbonne in Paris und in den USA Soziologie und Politikwissenschaft und promovierte an der Brandeis University, wo sie bis nach ihrer Scheidung lange lebte und forschte. Nach ihrer Rückkehr nach Marokko wurde sie Professorin für Soziologie in Rabat. Seit den 1980er Jahren organisierte sie Schreibateliers, in denen Autor-innen diskutierten. Gemeinsam schrieben und publizierten sie über Folter, sexuellen Missbrauch, über Fraueninitiativen, Frauenträume. Ihr Thema war vor allem die Rolle der Frau im Islam. Die studierte Soziologin wurde zunächst mit “Geschlecht, Ideologie, Islam” bekannt. Das 1975 erstmals auf Französisch erschienene Werk gilt als Standardwerk der interkulturellen Geschlechterforschung und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Am 30. November 2015 starb die marokkanische Soziologin Fatima Mernissi im Alter von 75 Jahren.