In
dem deutschlandweit einzigartigen Chor singen Juden, Christen und
Muslime gemeinsam Vertonungen von Psalmen der Bibel und Suren des
Korans. Ein Highlight des Konzerts am 16. November im Frankfurter
Dominikanerkloster ist die Uraufführung eines Werks des international
renommierten Perkussionisten Murat Coşkun zu Sure 87. Allen anderen
Werken liegt Psalm 113 zu Grunde. Einer der Verse dieses Psalms wurde
bekannt durch den Kanon: „Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang
sei gelobet der Name des Herrn.“ Sure 87 gehört zu den ältesten Teilen
des Korans und fordert wie Psalm 113 dazu auf, Gott als Schöpfer zu
loben.
Ergänzt wird das Konzert durch ein Gespräch in der Akademie Frankfurt,
in dem sich ExpertInnen aus den drei Religionen über die Gemeinsamkeiten
und Unterschiede von Psalm 113 und Sure 87 austauschen.
Psalm 113 ist fester Bestandteil des jüdischen Ritus an den
hohen Festtagen wie Pessach, Schawuot und Sukkot. Er eröffnet das
sogenannte Ägyptische Hallel (Psalm 113 bis 118) und wurde über die
Jahrhunderte hinweg immer wieder neu vertont, sowohl von jüdischen als
auch christlichen Komponisten. Im Konzert des IRCF kommen Werke von Abraham Zvi Idelsohn,
Bruno Vlahek, Isabella Leonarda und Francis L. Cohen zur Aufführung.
Eine vom Chor erarbeitete Improvisation rundet das Programm ab.
Der interreligiöse Chor Frankfurt besteht seit 2012. Ein Schwerpunkt der
Chorarbeit sind Tehillim-Psalmen-Projekte (tehillim – hebräisch:
Psalmen). Darin erarbeitet der Chor Musik aus christlicher, jüdischer
und muslimischer Tradition und präsentiert sie in öffentlichen
Konzerten. Damit trägt er zur interkulturellen Bildung und Förderung des
interreligiösen Dialogs bei. Die Probenarbeit und auch das Konzert
zeichnen sich durch eine intensive Durchdringung von Musik und Theologie
aus.
Über die musikalische Arbeit erschließen sich die Chormitglieder die religiösen Hintergründe der jeweiligen Stücke, wobei sie ihre verschiedenen Glaubenstraditionen mit einbringen. Seit Beginn verantworten die evangelische Kantorin Bettina Strübel (Offenbach) und der jüdische Chasan Daniel Kempin (Frankfurt) kontinuierlich die musikalische Leitung und Weiterentwicklung des Projekts, das institutionell nicht gebunden ist. Der Chor ist vor allem in Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet zu hören, darüber hinaus gab es schon Engagements in Stuttgart, Worms, Köln und Berlin.
In der Zeit der Beschränkungen durch die Pandemie hat der IRCF verschiedene Glaubensgemeinschaften besucht und sich mit ihnen über ihre musikalischen Traditionen und die Rolle der Musik in der jeweiligen Religion ausgetauscht. Die nachbarschaftlichen Besuche, die möglicherweise zu gemeinsamen musikalischen Projekten führen, sind in fünf ca. zehnminütigen Videos dokumentiert.
Hinweis auf das Projekt „Wie klingt deine Religion?“