728 x 90

Scheidung! Scheidung!


Donizettis „Don Pasquale“ in Frankfurt

Im Bockenheimer Depot inszeniert Caterina Panti Liberovici die komische Oper von Gaetano Donizetti Don Pasquale als ironisches Stück im Stück. Sänger und Orchester machen die Inszenierung zu einem großartigen Opernabend, findet Stefana Sabin.

Eher zufällig war Gaetano Donizetti auf ein altes Libretto von Angelo Anelli gestoßen (dem wiederum ein Stück von Jean-Baptiste Rousseau zugrunde lag). Es war keine besonders originelle Geschichte über einen alternden Junggesellen, der unvorsichtigerweise eine junge Frau heiratet und betrogen wird, aber Donizetti fand sie amüsant. So bearbeitete er mithilfe des Dichters Giovanni Ruffini das Libretto und – so die Legende – komponierte in nur elf Tagen die Oper dazu: Don Pasquale wurde am 3. Januar 1843 am Italienischen Theater in Paris mit einer Starbesetzung uraufgeführt und wurde ein Riesenerfolg.

Die Intrige um ein ungleichaltriges Paar, das heiratet und sich wieder trennt, ist ein ergiebiges Motiv der Commedia dell’arte. Nicht zufällig ließ sich Donizetti von Goldoni inspirieren, wobei er seinen Figuren durch leicht sentimentale Charakterzüge der ganz einfachen Typisierung entzog. So ist es nur gattungsgerecht, wenn die Regisseurin Caterina Panti Liberovici ihre Inszenierung, die die Oper Frankfurt von den Tiroler Festspielen Erl übernommen hat, an die Commedia dell’arte anlehnt.



Liberovici beschränkt sich auf die vier Hauptfiguren: den alten Junggesellen Don Pasquale, den Bozidar Smiljanic souverän spielt und singt; Doktor Malatesta, den gewieften Intriganten, den Liviu Holender mit großer stimmlicher und schauspielerischer Energie verkörpert; Ernesto, den verliebten Jüngling, dessen Stimmungsschwankungen zwischen Verzweiflung, Hoffnung und Glück Brayan Avila Martinez glaubhaft macht; und Norina, die junge Braut, die Bianca Tognocchi mit facettenreicher Stimme und frechem Gehabe gibt. Wie sie sich innerhalb einer Szene von der schüchternen Jungfer, die Don Pasquale heiratet, in die Domina verwandelt, die er sofort wieder loswerden will, ist ein schauspielerisches und gesangliches Glanzstück. Pasquales Verzweiflung angesichts dieser Verwandlung, die in den Schreien „Scheidung! Scheidung!“ kulminiert, tradiert Norina mit einem schelmischen Lächeln.

Überhaupt gelingt es der Mannschaft um Liberovici, aus der verstaubten Opera buffa eine frische und amüsante Kammeroper zu gestalten. Die Bühne von Sergio Mariotti erinnert ein bißchen an Palladios Teatro Olimpico in Vicenza. Die Bühne ist von Wänden eingerahmt, in die jeweils eine Tür eingelassen ist; der hintere Bühnenraum ist von der vorderen Bühne durch einen durchsichtigen Vorhang getrennt, hinter dem zwei Figuren als Doubles der beiden jugendlichen Liebenden die Handlung gewissermaßen tänzerisch begleiten. Es gibt nur wenige Requisiten – ein Bett, das immer wieder rein- und rausgeschoben wird; große Leuchter, die mal an der Rampe, mal im hinteren Bühnenraum stehen; zwei Stühle. Und die schönen Kostüme von Raphaela Rose verweisen ihrerseits auf die Commedia dell’arte.
Eine besonders gelungene Figurenführung und nicht zuletzt das Frankfurter Opern- und Museumsorchester unter Simone Di Felice machen diese Produktion in einem kleinen Theater zu einem großen Opernabend.


Posts Carousel

Leave a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked with *

Cancel reply

Comments

No comments yet. Be the first to comment!