Im Bockenheimer Depot inszeniert Caterina Panti Liberovici die komische Oper von Gaetano Donizetti Don Pasquale als ironisches Stück im Stück. Sänger und Orchester machen die Inszenierung zu einem großartigen Opernabend, findet Stefana Sabin.
Eher zufällig war Gaetano Donizetti auf ein altes Libretto von Angelo Anelli gestoßen (dem wiederum ein Stück von Jean-Baptiste Rousseau zugrunde lag). Es war keine besonders originelle Geschichte über einen alternden Junggesellen, der unvorsichtigerweise eine junge Frau heiratet und betrogen wird, aber Donizetti fand sie amüsant. So bearbeitete er mithilfe des Dichters Giovanni Ruffini das Libretto und – so die Legende – komponierte in nur elf Tagen die Oper dazu: Don Pasquale wurde am 3. Januar 1843 am Italienischen Theater in Paris mit einer Starbesetzung uraufgeführt und wurde ein Riesenerfolg.
Die Intrige um ein ungleichaltriges Paar, das heiratet und sich wieder trennt, ist ein ergiebiges Motiv der Commedia dell’arte. Nicht zufällig ließ sich Donizetti von Goldoni inspirieren, wobei er seinen Figuren durch leicht sentimentale Charakterzüge der ganz einfachen Typisierung entzog. So ist es nur gattungsgerecht, wenn die Regisseurin Caterina Panti Liberovici ihre Inszenierung, die die Oper Frankfurt von den Tiroler Festspielen Erl übernommen hat, an die Commedia dell’arte anlehnt.

Liberovici beschränkt sich auf die vier Hauptfiguren: den alten Junggesellen Don Pasquale, den Bozidar Smiljanic souverän spielt und singt; Doktor Malatesta, den gewieften Intriganten, den Liviu Holender mit großer stimmlicher und schauspielerischer Energie verkörpert; Ernesto, den verliebten Jüngling, dessen Stimmungsschwankungen zwischen Verzweiflung, Hoffnung und Glück Brayan Avila Martinez glaubhaft macht; und Norina, die junge Braut, die Bianca Tognocchi mit facettenreicher Stimme und frechem Gehabe gibt. Wie sie sich innerhalb einer Szene von der schüchternen Jungfer, die Don Pasquale heiratet, in die Domina verwandelt, die er sofort wieder loswerden will, ist ein schauspielerisches und gesangliches Glanzstück. Pasquales Verzweiflung angesichts dieser Verwandlung, die in den Schreien „Scheidung! Scheidung!“ kulminiert, tradiert Norina mit einem schelmischen Lächeln.
Überhaupt gelingt es der Mannschaft um Liberovici, aus der
verstaubten Opera buffa eine frische und amüsante Kammeroper zu
gestalten. Die Bühne von Sergio Mariotti erinnert ein bißchen an
Palladios Teatro Olimpico in Vicenza. Die Bühne ist von Wänden
eingerahmt, in die jeweils eine Tür eingelassen ist; der hintere
Bühnenraum ist von der vorderen Bühne durch einen durchsichtigen Vorhang
getrennt, hinter dem zwei Figuren als Doubles der beiden jugendlichen
Liebenden die Handlung gewissermaßen tänzerisch begleiten. Es gibt nur
wenige Requisiten – ein Bett, das immer wieder rein- und rausgeschoben
wird; große Leuchter, die mal an der Rampe, mal im hinteren Bühnenraum
stehen; zwei Stühle. Und die schönen Kostüme von Raphaela Rose verweisen
ihrerseits auf die Commedia dell’arte.
Eine besonders gelungene Figurenführung und nicht zuletzt das
Frankfurter Opern- und Museumsorchester unter Simone Di Felice machen
diese Produktion in einem kleinen Theater zu einem großen
Opernabend.